So kommen sie sicher durch die Grillsaison

Sicher grillieren will gelernt sein. Damit das Gasgrill-Barbecue ein Vergnügen bleibt und nicht zur Katastrophe wird, reichen ein paar Sicherheitsmassnahmen.

Damit das Barbecue nicht zum Albtraum wird, muss der Gasgrill richtig gewartet werden. Symbolfoto: Pixabay

Das Grillieren mit einem Gasgrill kann gefährlich sein, wie zwei aktuelle Beispiele aus dem Glarnerland zeigen: Mitte Juni werden zwei Biltner mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Spital eingeliefert, weil ihr Gasgrill Feuer fängt. Ein paar Tage später zieht sich ein Netstaler Verbrennungen zu – auch sein Gasgrill stand in Flammen. Die Ursachen für die jüngsten Grillbrände sind laut Kantonspolizei bis dato ungeklärt. Klar ist: Wer beim Barbecue ein paar einfache Sicherheitsmassnahmen beachtet, grilliert praktisch risikofrei. Das sagt Jürg Stadler, Bereichsleiter Sichern beim kantonalen Gebäudeversicherer Glarnersach. Handhabung, Pflege und Unterhalt eines Grills sollten einem drum alles andere als Wurst sein – nicht vor, nicht während und nicht nach dem Grillieren.

1 Sicherheit fängt beim Grill-Kauf an

Ob tragbare Miniversion fürs Grillerlebnis am Klöntalersee oder Luxus-Outdoor-Küche aus Edelstahl – heute können sich Hobby-Grillmeisterinnen und -meister ihren Gasgrill bequem per Mausklick nach Hause liefern lassen und so vom einen oder anderen Schnäppchen profitieren. Dagegen spricht in Bezug auf die Sicherheit beim Grillieren erstmal nichts. Jürg Stadler von der Glarnersach sagt nämlich: «Man kann nicht pauschal sagen, dass ein Schweizer Grill per se besser ist.» Ebenso wenig sei das teuerste Produkt zwingend das sicherste. Wer es mit dem eigenen Gewissen vereinbaren kann, darf die Schweizer Nationalwurst Cervelat also getrost auf einem importierten Gasgrill braten.

Zum Problem werden könne bei einem Internetkauf allerdings der Druckregler, sagt Jürg Stadler. Das rundliche Metallstück, das den Gasdruck reguliert, werde meistens in einer Schweizer und einer deutschen Variante geliefert. Das könne verwirren. Werde der Schweizer Druckregler nicht an die Schweizer Gasflasche angeschlossen, könne explosives Gas entweichen. Stadler rät deshalb, die Betriebsanleitung genau zu lesen und erst dann den Schlauch anzuschliessen.

Wer auf Nummer sicher gehen wolle, kaufe den Gasgrill am besten im Fachgeschäft. «Dann wird man gut beraten und weiss, was man fürs Geld bekommt.»

2 Wichtig ist, wo der Grill steht

Ist der Gasgrill einmal gekauft, gehört er windgeschützt auf eine stabile Unterlage im Freien, im Garten oder auf dem Balkon. Auf dem Balkon zu grillieren, sei kein Problem, sofern der Mietvertrag oder die Hausordnung es nicht verböten, sagt Jürg Stadler. Es gelte allerdings ein paar Vorsichtsmassnahmen zu beachten.

«Brennbares Material wie Holzregale oder Gartenmöbel sollte einen Abstand von mindestens einen Meter zum Grill aufweisen.» Ersatzgasflaschen haben laut Stadler nichts in der Nähe des Grills zu suchen. Was sonst passieren kann, zeigt ein Unfall in Niederurnen: Dort entzündete sich 2020 wegen der Hitze des Grills die Tragevorrichtung einer Gasflasche, konnte vor dem grossen Knall aber gelöscht werden.

Die verwendete Gasflasche dagegen gehöre ins für sie vorgesehene Fach unter dem Grill, sagt Stadler. Wer sie versehentlich zu gross gekauft habe, solle sie am besten umtauschen. Es sei zwar möglich, die Flasche neben den Grill zu stellen. Die Anwesenden sollen dann aber besonders aufpassen, dass niemand stolpere oder die Gasflasche umkippe. «Quetschen Sie sie aber auf keinen Fall diagonal ins Fach», mahnt der Präventionsexperte. Berühre die Flasche das heisse Grillgehäuse, bestehe Brand- und Explosionsgefahr.

3 Der Fachmann repariert den Grill

Wenn es mit dem Barbecue losgeht, heisst die richtige Reihenfolge: Grill öffnen, Gas aufdrehen, den integrierten Zünder betätigen. «Ist die Grillhaube nicht offen, kann sich im Grill so viel Gas ansammeln, dass beim Anzünden eine Stichflamme entsteht», warnt Jürg Stadler. Und was, wenn der Grill nicht gleich anspringt? Dann gelte es zuerst den Gashahn abzudrehen und es erst nach einigen Minuten nochmals zu probieren. Stadler empfiehlt: «Bei Balkonen, aus denen das Gas nicht durch einen Schlitz in der Brüstung entweichen kann, sollte man lieber ein paar Minuten länger warten.» Weil Gas schwerer als Luft sei, fülle sich der untere Teil des Balkons unter Umständen mit Gas. «Wenn dort ein Funken hinkommt, knallt es.»

Wenn der Grill auch beim zweiten Versuch nicht anspringe, solle ein Fachmann ihn begutachten und reparieren. «Flicken Sie auf keinen Fall selbst am Grill herum,» sagt Jürg Stadler. Alles andere sei fahrlässig. Und vielleicht auch ein wenig dumm, wie ein Beispiel aus Winterthur zeigt: 2018 suchte ein Mann ein Leck im Schlauch mit einem Feuerzeug. Verletzt wurde trotz Brand glücklicherweise niemand. Weil nie ausgeschlossen werden kann, dass aus dem Schlauch Gas austritt, empfiehlt Stadler, sich die Zigarette erst nach dem Grillieren zu gönnen – weit weg vom Grill.

Sollte trotz Vorsichtsmassnahmen etwas passieren, gilt: «Immer als erstes die 118 wählen.» Erlaube es die Situation, könne man parallel versuchen, den Gashahn zuzudrehen, sagt Jürg Stadler. «Es bietet sich deshalb an, beim Grillieren einen hitzefesten Grillhandschuh in der Nähe bereit zu halten.» Und auch eine Löschdecke für den Notfall schade nie.

4 Den Grill reinigen und warten

Nach dem Grillieren ist vor dem Grillieren. Auch wenn es sich mit vollem Fleisch- und Bierbauch noch schlechter putzt als sonst, rät Jürg Stadler dringend, den Grill regelmässig zu reinigen und Fettablagerungen zu entfernen. «Die Rückstände können sich sonst entzünden und der Brand kann auf die Gasflasche übergreifen.»

Darüber hinaus sei es wichtig, die Gasschläuche nach spätestens fünf Jahren auszuwechseln, sagt Jürg Stadler. Er empfiehlt sogar, die Schläuche regelmässig zu prüfen – am besten bei jedem Flaschenwechsel: Wer den Schlauch etwas biege, erkenne, ob er brüchig sei. Wer noch sicherer gehen wolle, kaufe sich in einem Baumarkt speziellen Leckprüfspray oder benutze Seifenwasser, um den Schlauch zu besprühen. «Treten Blasen auf, weist das auf undichte Stellen hin. Dann muss der Schlauch ersetzt werden.»

5 Gasflaschen nie im Keller lagern

Wenn es ums Überwintern ihres Grills geht, entscheiden sich Herr und Frau Schweizer normalerweise fürs Gartenhäuschen, die Garage oder den Keller. Für den Grill mag das gut sein. «Die Gasflasche gehört aber nie in einen geschlossenen Raum», sagt Jürg Stadler. Trete Gas aus, könne es nirgends entweichen. «Dann reichen die Betätigung des Lichtschalters oder statisch aufgeladene Kleider, um das Gas zu entzünden.» Gasflaschen gehörten deshalb über den Winter in sicherer Entfernung zu brennbaren Gegenständen ins Freie. Etwa auf den Balkon oder in den Garten an einen trockenen Ort. Und auch bevor einem im Frühling wieder die Grillwut packe, gelte: «Wer den Grill genau kontrolliert, grilliert sicherer.»

Publiziert in: Südostschweiz, Glarner Nachrichten, 18.7.22

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