Hunderte wollen dem «spirituellen Lehrer» lauschen

Der Inder Rajinder Singh lehrt Gewaltlosigkeit und Vegetarismus. Am Sonntag will er seinen Gästen in den Eulachhallen seinen «Weg zu Gott» zeigen.

Der Inder Rajinder Singh lädt dazu ein, mit Meditation „das innere Selbst“ zu finden. Symbolbild: Pixabay

Weisse Pluderhosen, weisses Hemd und einen Turban auf dem Kopf – so betritt Rajinder Singh die volle Halle. Unter den buschigen Augenbrauen blicken zwei freundliche dunkle Augen in die Menge. Hinter dem grauen noch buschigeren Bart ist das freundliche Lächeln des Inders erkennbar. 

Die Handflächen vor seiner Brust zu einer Art Friedensgruss gegeneinandergepresst, kämpft er sich durch die wartende Menge. Hie und da tätschelt er jemandem die Stirn wie ein fürsorglicher Vater, nimmt seine Gäste bei der Hand und begrüsst sie mit einem Nicken. Oder er nimmt sie in den Arm.

Organisatoren erwarten 1700 Personen

Ganz ähnlich dürfte der Kopf der Gemeinschaft Wissenschaft der Spiritualität (WDS) auch am Sonntag in Winterthur auftreten. Auf Youtube finden sich Dutzende vergleichbare Videos, die in den verschiedensten Regionen der Welt aufgenommen wurden.

Die Gemeinschaft zählt gemäss Inforel, einer Schweizer Online-Informationsstelle für religiöse Bewegungen, weltweit über eine Million Anhänger. In der Schweiz seien es etwa 1500. Sie treffen sich wöchentlich in fünfzehn regionalen Meditationsgruppen, wie die WDS Schweiz auf Anfrage sagt.

Für den Sonntag erwartet sie rund 1700 Personen. Angemeldet hätten sich bis jetzt etwa 1300. Der Anlass ist kostenlos. Wie die meisten nicht christlichen religiösen Bewegungen in der Schweiz ist die WDS hierzulande als Verein organisiert. Sie finanziert sich durch freiwillige Spenden. 

Auch wer Fleisch isst, kann meditieren

Im Zentrum der Bewegung um den 76-jährigen Inder steht die Meditation. Mit ihrer Hilfe und mithilfe des «spirituellen Lehrers» versuchen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem «göttlichen Licht» zu verbinden, schreibt die WDS in einer Selbstdarstellung.

Das Meditieren spiele am Sonntag aber nur eine kleine Rolle, sagt Soojung Youn aus München, die ehrenamtliche Pressesprecherin der deutschsprachigen WDS-Gemeinschaften. «Vor allem für neue Gäste ist es einfacher, nur 10 bis 15 Minuten in sich zu gehen», sagt sie. Der Vortrag nehme mehr Zeit ein. Mit ihm wolle der «spirituelle Lehrer» den Anwesenden die Bewegung, die Lehre und die Meditation näherbringen.

Für die WDS gibt es nur einen Gott. Er werde aber in unterschiedlichen Kulturen anders bezeichnet. Um ihm näherzukommen, empfiehlt die Bewegung, sich vegetarisch zu ernähren, auf Alkohol und Drogen sowie auf Gewalt zu verzichten. Bei den Meditationstreffen sei aber jede und jeder willkommen, sagt Youn. Auch, wer Fleisch esse. «Und niemand muss für die Wissenschaft der Spiritualität seine religiöse Tradition aufgeben.»

Winterthur hat spirituelles Potenzial

Rajinder Singh war auch schon in der Schweiz. An Pfingsten 2015 besuchte der Inder bereits die BBC Arena in Schaffhausen und die Bossard Arena Zug. Die NZZ schrieb schon 1994 über eine Meditationsveranstaltung in Zürich.

In Winterthur ist er aber zum ersten Mal, wie die WDS Schweiz bestätigt. Der «spirituelle Lehrer» sei auf der Durchreise von Chicago, wo die Bewegung ihren Hauptsitz hat, nach Delhi. Für die Gemeinschaft seien die Eulachhallen in Flughafennähe ideal, sagt Youn. «Ausserdem glauben wir, dass die Leute in Winterthur für Spiritualität offen sind.»

Laut Michael Wirz von der Stadtpolizei braucht es für den Anlass am Sonntag kein spezielles Verkehrskonzept. Mit einem Andrang wie auf die Winti-Mäss rechnet die Polizei nicht. «Die Organisatoren gehen davon aus, dass die meisten der erwarteten 1700 Besucherinnen und Besucher mit den ÖV nach Winterthur kommen», sagt Wirz. Bis zu 3200 Menschen fasst die Halle 1. Sollten doch mehr kommen als erwartet, müsse die Stapo situativ handeln. 

Publiziert in: Landbote, 26.1.2023

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