Diese Wollkappe taugte allenfalls als Bowlingkugel-Wärmer

Im «Landbote»-Weihnachtskalender erzählt die Redaktion eine persönliche Anekdote zu ihrem besten, schlechtesten oder prägendsten Weihnachtsgeschenk.

Warum es keine Fotos von mir mit der zehnfarbig-gestreiften Kappe aus Restwolle gibt, die mir mein Grossmami zu Weihnachten schenkte? Nun, ich habe das Meisterinnenwerk schlicht nie getragen. Hätte ich auch nicht gekonnt, selbst wenn mir dieser Mix aus Terrakottabraun, Rostrot, Schlechtwetter-Grau und weiteren bunt zusammengewürfelten Erdtönen gefallen hätte.

Der überdimensionale Wollsack war für meinen eh schon eher grossen Schädel nämlich schlicht zu gross. Das war eine Freestyle-Resteverwertungs-Mütze ohne Konzept, ohne Mass und ohne Gummizug. Aber mit viel Liebe hergestellt. Man hätte den Fetzen bestenfalls als Bowlingkugel-Wärmer verwenden können. Oder als Strampelsack für ein Neugeborenes – aber nur bis das Baby seinen Sehsinn entwickelt hätte.

An jener Weihnacht ist mein Grossmami für einmal von ihrem Masterplan abgewichen, uns Wollsocken zu stricken. Meiner Liebe zu meinem Grossmami hat das absolut keinen Abbruch getan. Ich war trotzdem froh, dass in den Folgejahren wieder herrlich warme Socken unterm Baum lagen.

Publiziert in: Landbote, 17.12.2023

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