Der bekannte Blumenladen an der Frauenfelderstrasse erfüllt laut der Gemeinde Wiesendangen nicht alle gesetzlichen Vorgaben. Das Betreiberpaar will den Laden aufgeben.

Foto: Madeleine Schoder
Es ist der letzte Valentinstag für das Team vom «Meier’s Bluemä-Hüsli» in Wiesendangen. Ende Jahr müssen Therese und Tobias Meier den beliebten Blumenladen an der Frauenfelderstrasse zumachen. Dies teilen sie ihrer Kundschaft in den sozialen Medien und auf einem Plakat beim Ladeneingang mit. Sie hätten vom Wiesendanger Gemeinderat Auflagen erhalten, die nicht umsetzbar seien, steht da.
Das Bluemä-Hüsli verkauft vor allem Blumen und Sträusse, aber auch Geschenkartikel wie Grusskarten oder – zurzeit – Osterhasen. Aus Sicht der Gemeinde stammen zu wenige Produkte aus hofeigener Produktion. Der Verkaufsladen befindet sich in einem grossen Holzschopf und gehört zum Riethof. Er befindet sich in der Landwirtschaftszone. Rechtlich gesehen handelt es sich damit um einen Hofladen, wie Martin Schindler, der Wiesendanger Gemeindeschreiber, auf Anfrage bestätigt.
Die Waren, die die Familie Meier im Bluemä-Hüsli verkauft, müssten damit laut Gesetzgebung des Kantons Zürich aus der Region im Umkreis von 15 Kilometern stammen. Zudem: Mehr als die Hälfte müsste auf dem Riethof produziert werden. «Diese Vorgabe wurde nicht eingehalten», sagt Schindler.
Gemeinde wurde wegen Zeitungsartikel hellhörig
Dass der Hofladen an der Hauptstrasse zwischen Oberwinterthur und Wiesendangen kein gewöhnlicher Blumenladen ist, zeigt sich auch an diesem Valentinstag: Die Parkplätze sind voll, von überall her holen sich Kunden noch ein Sträusschen. «Blumenhaus für Last-Minute-Geschenke» titelte TeleZüri 2018.
Paradoxerweise wurde dem Bluemä-Hüsli genau diese Bekanntheit zum Verhängnis. Vor drei Jahren besuchte diese Zeitung den Betrieb anlässlich einer Muttertagsreportage. Damals sagte Therese Meier der Leserschaft in einem Nebensatz, sie beziehe einen Teil ihrer Blumen von der Blumenbörse in Wangen-Brüttisellen. Den anderen Teil habe sie von Gärtnern, die sie via Börse belieferten.

Foto: Madeleine Schoder
Nach diesem Zeitungsartikel wurde der Wiesendanger Gemeinderat aktiv, wie Martin Schindler bestätigt. Damals sei ihnen aufgefallen, dass der Blumenladen möglicherweise nicht mehr den Kriterien für einen Hofladen entspreche. Deshalb fragte die Gemeinde bei der Familie Meier schriftlich nach, wie viele Prozente im eigenen Betrieb produziert würden. «Klare Angaben dazu haben wir nicht erhalten», sagt Schindler.
«Uns ist es verleidet»
Es folgten mehrere Gespräche zwischen 2021 und 2024, wie beide Parteien bestätigen. Zuletzt seien Gemeinderat und Betreiberpaar im Januar zusammengesessen, um eine Lösung zu finden. «In diesem Gespräch hat die Gemeinde von uns ein Konzept verlangt, wie wir die 50 Prozent erfüllen können», sagen Therese und Tobias Meier.
Einen Moment lang hätten sie sich überlegt, auf ihren Feldern Treibhäuser zu errichten und ein paar Hektaren Blumen anzupflanzen, sagt er. «Das hätte sich aber finanziell nicht gelohnt.» Letztlich seien sie aber der Meinung, dass die Sträusse, Arrangements und Geschenkartikel, die sie binden und kreieren, auch eine Form von Eigenproduktion seien.
Beim Wiesendanger Gemeinderat sind die Meiers mit solchen und anderen Argumenten laut eigenen Aussagen auf taube Ohren gestossen. Ein Massnahmekonzept, in dem sie darlegen, wie sie die Vorlagen künftig erfüllen, wollten sie nicht einreichen. «Uns ist es verleidet», sagen sie. Deshalb hätten sie beschlossen, das Bluemä-Hüsli nach 25 Jahren aufzugeben.

Foto: Madeleine Schoder
Der Gemeinderat von Wiesendangen setzt mit der Forderung nach einem Massnahmenkonzept geltendes Recht durch. Er bedaure die geplante Schliessung, sagt Martin Schindler. «Es ist dem Gemeinderat bewusst, dass es eine schwierige Situation ist.» Trotzdem sei er dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Therese und Tobias Meier können ihren Laden nach Absprache mit dem Gemeinderat bis Ende Jahr weiterführen. «So haben unsere zehn Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, eine neue Arbeit zu suchen», sagt sie. Und sie könne in der Zeit die restlichen Waren im Lager verkaufen.